Schule
„Jahrgangsmischung in der Unterrichtspraxis“ an der VS Faulbach
Am Donnerstagabend, 05.05.2022 fand um 19 Uhr an der VS Faulbach ein Informationsabend zu dem Thema „Jahrgansmischung“ statt. Dieser wurde gemeinsam von Elternbeirat und Schule im Rahmen der Erziehungs- und Bildungspartnerschaft organisiert. Nach einer Begrüßung wurden alle Anwesenden durch Rektor Axel Keppler in die Thematik eingeführt. Er schilderte, dass vor allem im Bereich der sozialen Lernprozesse die Vorteile der Jahrgangsmischung zu sehen sind und es egal ist, ob man diese Unterrichtsform befürwortet oder nicht, es wichtig ist, informiert zu sein.
Anschließend übernahm Carina Steiler, Grundschullehrerin und Expertin für Jahrgangsmischung im Landkreis Miltenberg, das Wort und begann vor den 30 Zuhörern (Schüler, Eltern und Kollegen) mit ihrem Vortrag.
Los ging es mit einigen theoretischen Grundlagen zu rechtlichen Fragen, der organisatorischen Umsetzung an der Faulbacher Schule und den Gründen, weshalb Schulen sich für das Unterrichten in jahrgangsgemischten Klassen entscheiden. Hier in Faulbach habe man sich aus pädagogischen Gründen vor zehn Jahren für dieses Unterrichtsmodell entschieden und es nach der Etablierung in den ersten beiden Jahrgangsstufen auch auf die dritte und vierte Jahrgangsstufe ausgeweitet.
Schließlich legte die Referentin einige mögliche Aufgabenstellungen dar. So erfordere Unterricht in jahrgangsgemischten Klassen eine gute Planung, so dass es Anknüpfungspunkte für alle Kinder gibt. Auch das Schaffen günstiger Rahmenbedingungen, wie das Vorhandensein geeigneter Räumlichkeiten und das effiziente Nutzen der Differenzierungsstunden stellt Lehrer:innen vor Herausforderungen. Zudem erläuterte Frau Steiler, dass es ein Irrglaube sei, dass in einer jahrgengasreinen Klasse auch Gleichheit im Leistungsvermögen zu erwarten ist. Sie betonte, dass die ABC-Schützen mit einem Entwicklungsunterschied von bis zu vier Jahren in ihr Schülerdasein starten. Daher müsse in jeder Klasse, egal ob jahrgangsrein oder jahrgangsgemischt differenzierter Unterricht angeboten werden, da Homogenität schlichtweg nicht vorhanden ist.
Hier in Faulbach versuchen wir „so viel gemeinsam wie möglich, aber auch so viel getrennt wie nötig zu Unterrichten“, berichtete schließlich die Referentin und zählte anschließend einige Vorteile des jahrgangsgemischten Unterrichts auf. So gewöhnen sich die Kinder leichter in der Schule ein. Der Übergang geschieht problemloser, da die Kinder bereits im Kindergarten immer mit jüngeren und älteren Kindern in einer Gruppe spielen und lernen und so mit der Mischung bereits vertraut sind. In einigen Studien wurde zudem bereits erwiesen, dass die Kinder vor allem im sozialen Bereich enorm von der Mischung profitieren können und die Schüler:innen auch in Sachen Selbstständigkeit die Nase vorn haben. Nicht zuletzt ist die Möglichkeit einer unterschiedlichen Verweildauer der „Flexiblen Grundschule“, das heißt das Durchlaufen der Eingangsstufe in wahlweise ein, zwei oder drei Jahren ein Plus dieses Unterrichtsmodells.
Dem theoretischen Teil schlossen sich viele Beispiele aus der Unterrichtspraxis und den verschiedenen Fächern an. Im Fach Mathematik bieten individualisierte Lernwege den Schüler:innen die Möglichkeit ein Thema in eigenem Tempo, Umfang und Tiefe zu durchlaufen. Buchstabenpläne mit differenzierten Lesetexten und auf die Fähigkeiten der Kinder angepassten Schreibübungen bieten ähnliche Möglichkeiten im Fach Deutsch.
Nach dem beispielhaften Vorstellen eines Unterrichtstages in einer „Jami“-Klasse folgte Applaus für Frau Steiler für ihren 60- minütigen Vortrag. Zuletzt überreichte Axel Keppler ein kleines Präsent an die Referentin und bedankte sich hiermit recht herzlich für den informativen und kurzweiligen Abend.