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Am Dienstagabend, den 16. April 2024, fand um 18 Uhr im Klassenzimmer der 8. Klasse der VS Faulbach ein Informationsabend zu dem Thema „Sicheres Aufwachsen in der digitalisierten Welt - Social Media, Messenger und KI verantwortungsvoll nutzen.“ statt. Dieser wurde gemeinsam von Elternbeirat und Schule organisiert. Nach einer Begrüßung wurden alle Anwesenden durch Rektor Axel Keppler in die wichtige und ernste Thematik eingeführt.
Anschließend übernahm Felix Behl, Berater für digitale Bildung an den Staatlichen Schulämtern Aschaffenburg und Miltenberg, das Wort und wies die anwesenden Eltern und Kollegen zunächst auch auf die „Faszination pur“ in der „schönen neuen Medienwelt“ hin. Hierbei wurden Kontaktpflege, Kommunikation (grenzenlos und jederzeit), Spielen und die 24/7 „Dauerverfüg- und Erreichbarkeit“ genannt. Moderne Medien eröffnen also tolle Möglichkeiten, die früher undenkbar waren. So wurde noch vor 20 Jahren mit der Tante in den USA mit der Stoppuhr und einer Maximaldauer von 5 Minuten telefoniert, weil die Telefonkosten sonst „explodiert“ wären. Heute ist dies mit Videocalls in Ton und Bild ein Relikt aus der Vergangenheit und man schmunzelt nur noch darüber. Neben den vielen positiven gibt es jedoch auch negative Seiten. So erläuterte der Referent den Trend „FOMO“ (fear of missing out) – also „Angst etwas zu verpassen“ -, welcher sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen weit verbreitet ist.
Da Medienerziehung zur „Allgemeinerziehung“ dazugehört, gelten auch hier die gleichen Regeln und Tipps wie auch beim Zähneputzen, bei der Körperhygiene oder beim Einhalten von Zeiten: Das Vorbild der Eltern spornt an zur Nachahmung. Laut dem Medienexperten hilft es mit den Kindern über alles zu reden, ihnen zwar zu vertrauen, autonom ihre Erfahrungen machen zu lassen und sie aber jederzeit zu begleiten. Verteufeln und Kopf in Sand stecken bringen nichts, da digitale Medien und Endgeräte da sind und einfach zu unserem Leben dazugehören.
Da Herr Behl selber Vater ist, kennt er aus eigener Erfahrung die gängigsten Ausreden bei der Nutzung von Smartphones sowie passende Antworten: Wecker, statt SP auf dem Nachttisch, Armbanduhr statt Smartwatch, Taschenrechner statt SP bei den Hausaufgaben.
Anschließend ging Herr Behl näher auf Social Media Profile, wie Whatspp und Instagramm ein. Diese sind für alle Altersstufen sehr verlockend und bieten fast grenzenlose Möglichkeiten. Daneben gibt es aber auch Schattenseiten, die Eltern und Kinder gemeinsam und im Vorfeld der Nutzung besprochen sollten. So sollte man auf diesen Portalen niemals seinen vollständigen, richtigen Namen und eindeutige „Gesichtsfotos“ hochladen. Denn mittels Gesichtserkennung und Bilder Rückwärtssuche ist jeder weltweit und rund um die Uhr eindeutig zu identifizieren. Daneben beinhalten diese Kanäle auch die Gefahr der übertriebenen Selbstinszenierung. Experten sprechen schon von dem Problem der „Angeberplattform“, da gepostete Inhalte mit Filtern bearbeitet werden können und somit nur noch wenig mit der Realität zu tun haben.
Man kann sogar mit dem Gesetz in Konflikt geraten und Straftaten begehen, wenn man zugeschickte Fotos mit strafbaren Inhalten (wie Kinder- und Jugendpornografie) nicht zeitnah auf seinem Smartphone löscht. Selbst wenn sie ungewollt auf dem Smartphone gespeichert sind, begeht man durch Nichtstun eine Straftat, wenn man sie innerhalb von 24 Stunden nicht löscht.
Im letzten Block seines Vortrags stand die KI (Künstliche Intelligenz) auf der Tagesordnung. Generell sei KI ein sehr interessantes und spannendes Tool, welches schon jetzt über fast unendliche Möglichkeiten verfügt. Die technische Entwicklung gehe auf diesem Gebiet in rasantem Tempo von statten und es wird zukünftig noch mehr möglich sein. Aber auch bei der KI gilt, dass jede Medaille zwei Seiten hat. So können KI-Systeme mittlerweile nicht nur fast perfekte Fake-Fotos produzieren, sondern auch Stimmen künstlich erzeugen. Was medizinisch bei Patienten mit drohendem Stimmverlust heil- und hilfreich ist, kann aber in anderen Händen durchaus problematisch sein und zu Missbrauch führen. Auch hier helfen Aufklärung und das gemeinsame Gespräch mit den Kindern, damit sie lernen, kritisch zu hinterfragen, ob alles echt ist, was sie in der digitalen Welt so alles sehen und hören.
Anschließend gab der Medienexperte Adressen und Apps von online Hilfsangeboten den Zuhörern mit auf den Weg. Wärmstens empfahl der Medienpädagoge für Jugendliche die Seite „JUUUPORT“, da auf dieser zunächst Jugendliche versuchen Jugendlichen zu helfen.
Den Abschluss seines Vortrages bildeten Herrn Behls „12 goldene Medienregeln“ für die Eltern. Dazu gehören unter anderem: Aufklären und mit seinem Kind über alles zu sprechen; ehrliches Interesse zeigen und es für Offen- und Ehrlichkeit zu loben; Medien nicht als Belohnung oder Strafe sowie als „Babysitter“ einsetzen; bewusst machen, dass die Eltern das größte Vorbild ihres Kindes sind; mit seinem Kind gemeinsam Regeln aufstellen und Grenzen setzen; sich mit anderen Eltern über ihre Medienerziehungskonzepte austauschen; die 24/7 Verfügbarkeit durch medienfreie Anlässe durchbrechen; seinem Kind im Grundschulalter kein Smartphone geben, sondern nur ein Tasten-Handy; ab der Sekundarstufe kann man seinem Kind unter Begleitung ein Smartphone zutrauen und erst ab der 8. JG ein selbstverwaltetes Smartphone; Handys und Smartphones der Kinder und Eltern haben nachts nichts im Kinder- oder Schlafzimmer verloren („lege sie in die Küchenschublade“); Medienerziehung ist, wie Erziehung generell, zuallererst Familiensache und Eltern sind die Experten für ihr Kind.
Nach dem Schlusswort und großem Applaus für Herrn Behl für seine kurzweiligen 90- minütigen Ausführungen überreichte Axel Keppler ein kleines Präsent an den Referenten und bedankte sich hiermit recht herzlich für den äußerst informativen Abend.